Der Verein - Die Geschichte
Vom Weingarten zum Schrebergarten
Wenn der Kleingartenverein "Am Ameisbach" 2010 auf sein 95 jähriges Bestehen zurückblicken kann, ist vielleicht bereits heute, als Vorgriff auf die "Hundertjahrfeier" in 5 Jahren, auch ein Blick in die Vergangenheit dieses Gebietes von Interesse.
Breitensee, gegründet in der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde 1195 erstmals urkundlich erwähnt. Das Gebiet gehörte zum Machtbereich der Grafen von Formbach, welche zwischen Wienfluß und Ottakringerbach einen ausgedehnten Besitz- und Machtbereich für sich beanspruchten. Die damalige Schreibweise des Ortsnamens war Prentensee, um 1309 schrieb man dann Praittensee. Die Geschichtsforscher streiten heftig, ob der Name auf einen "breiten See" oder auf eine gute Aussicht durch Brandrodung (Pranten bedeutet Brandrodung) hinwies.
Mit der Intensivierung des Weinbaues ab 1150 wurde das Gebiet westlich des Dorfes im Bereich des Ameisbaches kultiviert und Weinreben ausgesetzt. So entstanden die Weinriede beiderseits des Ameisbaches. Die älteste Ried war vermutlich "in dem alten Berg", wobei "Berg" nur im Sinne eines ausgedehnten Weinbaugebietes zu verstehen ist. Diese Ried am linken Ufer des Ameisbaches erstreckte sich von der heutigen Hütteldorfer Straße bis zur Breitenseer Straße. Im Norden schloß sich die Ried "Schmelz" bis zum Flötzersteig bzw. der Steinbruchstraße an. Der Name der Breitenseer "Schmelz" dürfte sich von einem Familiennamen ableiten, im Gegensatz zur bekannten Rudolfsheimer "Schmelz", welche ihren Namen von einem dort befindlichen Schmelzofen bekam.
Bei der Eingemeindung nach Wien im Jahre 1890 bestanden wohl keine Weingärten mehr, aber immer noch Heurige. Die Wiener kamen gerne in die Altenbergenstraße und in die Nußalle um den "Höchsten Breitenseer Heurigen" zu besuchen. Die schöne Landschaft und die gesunde Höhenlage veranlaßte viele zum Bau von Sommerhäuschen mit großen Gärten. Alljährlich kamen Sommerfrischler in unsere Gegend um die Freuden eines erholsamen Landaufenthaltes zu genießen.
An den Ameisbach, den Namensgeber des Kleingartenvereines, erinnert heute nicht nur die Ameisgasse und die Ameisbrücke, sondern auch die Ameisbachzeile. Dieser Straßenzug entspricht ungefähr dem Bachverlauf in diesem Bereich. Heute kann man den Ameisbach gelegentlich noch unter einem Kanalgitter rauschen hören. Von dem Bau der Müllverbrennungsanlage floß er noch von seiner Quelle bis zur Torricelligasse in einem offenen Gerinne. Von hier bis zur Hütteldorfer Straße wurde der Bach im Zuge der Erbauung des Rainer-Spitals, des heutigen Hanuschkarankenhauses, unterirdisch geführt. Das alte Bachbett ist noch sichtbar, es ist der Vereinsweg, der deutlich tiefer, parallel zum Krankenhausareal, nach Südwesten führt.
Die Altebergenstraße und die Schinaweisgasse erinnern noch an diese ehemaligen Weinrieden und bestätigen uns, dass aus diesen Weingärten im Laufe der Jahrhunderte, Schrebergarten geworden sind.
So ist es selbstverständlich, dass sich knapp vor Beginn des Ersten Weltkrieges ein Verein der Schrebergärtner am Ameisbach etablierte, welcher im Jahre 1951 unter dem Namen "Am Ameisbach" in das Vereinsregister eingetragen wurde.
Die Liegenschaft des Vereines der Kleingärtner am Ameisbach ist zum größten Teil Eigentum der Gemeinde Wien, ein Teil davon ist auch Privatbesitz. Die Gesamtfläche beträgt ca.174.000 m².
Der Gemeinschaftsbereich befindet sich in der Braillegasse, mit dem Vereinsschutzhaus in dem auch die Vereinskanzlei untergebracht ist, Gaststättenbetrieb und Gastgarten sowie einer größeren Fläche, die zur gewerblichen Nutzung verpachtet ist. Die restliche Fläche ist in einzelnen Gruppen unterteilt.
Mit Fleiß und Arbeit wurden die Kleingärten kultiviert und gestaltet. Der Kleingartenverein "Am Ameisbach" ist auch heute noch einer der größten Vereine von Wien.